Die Aerosolwolke ist ein spezifisches Infektionsrisiko, das es in diesem Ausmaß nur in der Zahnarztpraxis gibt. Sie kann in einem Umkreis von mehreren Metern im Raum niedergehen – dabei Oberflächen kontaminieren – und der Aerosolgehalt in der Raumluft sinkt erst zehn bis 30 Minuten nach der Behandlung. Die Aerosolwolke besteht aus Blut und Speichel und enthält Bakterien, Viren und Pilze aus dem Mundraum der Patienten sowie mögliche feste lungengängige Partikel wie Zahnsubstanz, Beläge, Amalgam oder Füllungsmaterial.
Wie hoch das Infektionsrisiko der Mitarbeiter durch die Aerosolwolke genau ist, dazu gibt es keine Zahlen. Eine der wenigen Studien zu diesem Thema, veröffentlich im Jahr 2000 (Bennet et al., British Dental Journal, Vol. 189, No. 12), zeigte, dass die mikrobielle Belastung der Raumluft in Zahnarztpraxen hoch und eine Übertragung von Tuberkulosebakterien zumindest theoretisch möglich ist.
Doch wie kann sich auch das Praxisteam wirksam vor der Infektionsgefahr durch die Aerosole schützen? Zunächst natürlich durch eine gute Anamnese, die die Risikopatienten identifizieren hilft. Besser noch ist es, wenn für die Mitarbeiterinnen und Behandler jeder Patient ein potenzieller Risikopatient wäre. Oft wissen Patienten noch gar nichts von ihrer eigenen Infektion oder könnten diese verschweigen.
Wichtig als Prophylaxe gegen die Aerosole ist eine professionelle Absaugtechnik, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Das Zusammenspiel zwischen einer leistungsstarken Sauganlage und einer systematischen Absaugmethode – die allerdings erlernt und geübt werden muss – reduziert das Risiko, dass Aerosole entstehen. Eine wichtige ergänzende Maßnahme ist die orale Antiseptik, beispielsweise mit einer CHX-haltigen Mundspüllösung. Das Robert Koch-Institut empfiehlt eine Schleimhautantiseptik „vor der zahnärztlich chirurgischen/oralchirurgischen Behandlung bei Patienten mit erhöhtem Infektionsrisiko und bei allen zahnärztlich-chirurgischen Eingriffen mit nachfolgendem speicheldichtem Wundverschluss“. Im Hygieneleitfaden des Deutschen Arbeitskreises für Hygiene in der Zahnmedizin (DAHZ) wird zur Mundhöhlenantiseptik ebenfalls vor der Behandlung von Risikopatienten und vor oralchirugischen Eingriffen sowie als „ergänzende Maßnahme bei fehlender mechanischer Zahnreinigung“ geraten.
Diese Empfehlungen zielen vor allem auf den Patientenschutz. Doch wie ist das mit dem Mitarbeiterschutz? Die Studie von Bennet hat gezeigt, dass selbst bei einer Extraktion Aerosole entstehen können – nicht nur bei chirurgischen Eingriffen.
Für einen umfassenden Infektionsschutz empfiehlt sich deshalb eine orale Antiseptik (etwa mit OD 600 von Dürr Dental) vor jeder Behandlung für jeden Patienten. Wichtig ist es, dabei auf die Einwirkzeit zu achten. Bei OD 600 sollte der Patient eine Minute lang spülen. Der Vorteil: Das Präparat ist alkohol- und zuckerfrei und damit auch für Diabetiker geeignet.
Eine gute Absaugtechnik ist das A und O, um sich vor Aerosolen während und nach der Behandlung zu schützen. Auch eine orale Antisepsis vor jeder Behandlung hilft dem Infektionsschutz – der Patienten und der Mitarbeiter.