Im Oktober 1946 plagten Frida Dürr starke Zahnschmerzen. Die Großtante des heutigen Vorstandsvorsitzenden Martin Dürrstein suchte ihren Zahnarzt Dr. Kurt Schwille in Aidlingen auf. Er diagnostizierte Karies und stellte fest, dass sie an einem entzündeten Nerv litt. Beim Ausbohren hatte er kein Glück: Sein einziges rotierendes Handstück fiel aus. Schwille musste improvisieren, entfernte das weiche kariöse Dentin manuell und versorgte seine Patientin mit einer provisorischen Füllung. Er war verzweifelt, denn knapp eineinhalb Jahre nach Kriegsende standen in Deutschland die Chancen schlecht, Ersatzteile für Dentalinstrumente zu bekommen. Daher fragte er Frida Dürr, ob nicht ihr Mann sich das defekte Handstück einmal anschauen könne. Wilhelm Dürr war von Beruf Ingenieur und betrieb seit 1941 zusammen mit seinem Bruder Karl eine feinmechanische Werkstatt. Die Reparatur von Hand- und Winkelstücken war Neuland für ihn, dennoch gelang es ihm, das defekte Handstück wieder funktionstüchtig zu machen. Damit stieß er unversehens auf eine Marktlücke: Dentalinstrumente. Wenig später stiegen Karl und Wilhelm Dürr in das Dentalgeschäft ein, nicht ahnend, dass sie schon bald die zahnärztlichen Behandlungsmethoden revolutionieren würden. Ab 1948 firmierte das Unternehmen unter der Bezeichnung „K. & W. Dürr – Dental-Fabrikation“.
Von Tüftlern zu Entwicklern von Dentalprodukten
Schnell beschränkte sich die Kompetenz des jungen Unternehmens nicht mehr nur auf die Reparatur spezieller Instrumente für die Zahnarztpraxis – die Entwicklung von Produkten für die Zahnmedizin rückte mehr und mehr in den Fokus. Ziel war es, dem Zahnarzt die Arbeit und dem Patienten die Behandlung zu erleichtern. Schon früh setzte Dürr Dental Meilensteine: Mit einem Paukenschlag machte das Unternehmen 1951 auf der Internationalen Dental-Schau in Düsseldorf auf sich aufmerksam. Die beiden Brüder präsentierten ihre Technikmotoren zum Antrieb biegsamer Wellen. So etwas hatte es in der Zahnheilkunde noch nie gegeben – es war sensationell, revolutionär. Sie stellten ein Bohrinstrument vor, in dessen Winkelstück ein Röhrchen für die Wasserzufuhr eingebaut war, das den Strahl direkt auf den Bohrer leitete. Die Fachwelt war begeistert. Es folgten weitere Innovationen in den 1950er Jahren mit der Absaug- und Drucklufttechnik, in den 60er Jahren mit ölfreien Kompressoren und » Röntgenfilmentwicklungsmaschinen. Mitte der 90er Jahre erfolgte der Einstieg in die digitale Bildgebung mit der Fertigung von Intraoralkameras und Röntgensensoren, nach der Jahrtausendwende kamen » Speicherfolienscanner und » digitale Röntgensysteme dazu. Mit dem » Vector System wagte man 1999 den Schritt in die Parodontologie und Prophylaxe. Der Grundgedanke, innovativ zu sein und zu den Besten im jeweiligen Geschäftsfeld zu gehören, treibt Dürr Dental bis heute an.
Vom Hersteller zum Lösungsanbieter
Im Laufe der Jahrzehnte wandelte sich das Unternehmen aber auch immer mehr vom reinen Produktentwickler zum Lösungsanbieter. Nachdem Dürr Dental die ersten Sauganlagen auf den Markt gebracht hatte, stand man vor der Situation, dass kein adäquates Desinfektionsmittel für diese neue Technik existierte. Die anspruchsvolle Aufgabe bestand also darin, ein Desinfektionsmittel zu entwickeln, das gleich mehrere Eigenschaften wie Schaumfreiheit, Wirksamkeit und Materialverträglichkeit in sich vereint. Dies gelang 1965 mit der Einführung von » Orotol®. Das Desinfektionsmittel zählt bis heute zum Goldstandard in der Sauganlagendesinfektion und wurde 1986 um weitere Desinfektionsmittel mit Vierfarb-System für alle Anwendungsbereiche in Praxis, Klinik und Labor ergänzt.
Mit der Entwicklung von aufeinander abgestimmten Produkten und Präparaten zeigt Dürr Dental immer wieder ein feines Gespür für die Bedürfnisse seiner Kunden. Denn moderne Zahnarztpraxen haben heute vor allem eines nicht zu verschenken: Zeit. Daher wünschen sie sich vermehrt Systemlösungen, die den Workflow in der Praxis deutlich verbessern. Dieser Ansatz spielte auch bei der Entwicklung des VistaSystems für die digitale Diagnostik eine Rolle. Beim Zusammenspiel zwischen der intraoralen Kamera VistaCam iX, dem Speicherfolienscanner VistaScan, dem Panoramaröntgengerät » VistaPano S und der » Imaging Software VistaSoft greifen alle Systeme ineinander und liefern beste Bildqualität in Verbindung mit ausgezeichneter Ergonomie.
Vom Lösungsanbieter zum Global Player
Für seine Produkte erhielt Dürr Dental in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Auszeichnungen, darunter die international renommierten Awards Good Design, iF Design sowie Red Dot. Das Unternehmen beschäftigt heute über 1.000 Mitarbeiter in 40 Ländern und vertreibt sein Angebot in 125 Länder. Weltweit schätzen Anwender aus Zahnarztpraxis, Dentallabor und Klinik die Produkte von Dürr Dental.
Gelebte Werte als Erfolgsfaktoren
Abgesehen von der ungebrochenen Innovationskraft, die Dürr Dental in den vergangenen 75 Jahren prägte, waren aber auch immer Werte wie Fairness, soziales Engagement und Verantwortungsbewusstsein unverzichtbare Bestandteile der Unternehmensphilosophie und ebenso wichtige Erfolgsfaktoren wie Produktqualität und Kundenservice. Auch hierfür wurde das Unternehmen gewürdigt, unter anderem mit dem n-tv Mittelstandpreis, dem Hidden Champion Award, für „Gesellschaftliche Verantwortung und dem Deutschen Unternehmer Preis der Harvard Clubs of Germany. Soziale Verantwortung ist dem Unternehmen ein besonderes Anliegen. Es engagiert sich vornehmlich im Bereich Gesundheit, international für die Organisation » Mercy Ships und als Bekenntnis zur Region bildet die Förderung ansässiger Sportvereine einen Schwerpunkt.
Die Zukunft im Fokus
Mit Freude können die Mitarbeiter von Dürr Dental auf 75 Jahre Unternehmenserfolg zurückblicken und zuversichtlich in die Zukunft schauen. Bereits im Herbst werden auf den deutschen Fachmessen weitere Innovationen vorgestellt, die dem internationalen Fachpublikum spätestens im Frühjahr zur IDS 2017 präsentiert werden.