D’life: Was sind für Sie die wesentlichen Schritte im Rahmen einer sicheren Kariesdiagnostik und welche Rolle spielen dabei bildgebende Systeme?
Am Anfang jeder Kariesdiagnostik steht zunächst die körperliche Untersuchung des Patienten. Wenn für mich als Behandler ein Anfangsverdacht, zum Beispiel für eine Approximalkaries besteht, kommen bildgebende Systeme zum Einsatz – denn nur durch Röntgendiagnostik kann ein solcher Verdacht ausgeräumt oder bestätigt werden. Das ist allgemeiner Konsens. Eine Bissflügelaufnahme gilt in diesem Fall immer noch als sicherster Nachweis.
Wo liegen Ihrer Meinung nach bezüglich einer zuverlässigen Kariesdiagnostik kritische Punkte? Gibt es Fallkonstellationen, die die Diagnose erschweren und können Sie hierzu Beispiele nennen?
Als erstes Beispiel kann ich hier Zahnverfärbungen nennen. Solche Anomalien im Zahnschmelz erschweren es dem Behandler manchmal, zwischen einer harmlosen Farbabweichung und einem Kariesbefall zu unterscheiden. Eine weitere Herausforderung stellen Kippungen und Drehungen dar, die bei vielen Patienten ohne kieferorthopädische Behandlung vorhanden sind. Diese besonderen Zahnstellungen können dazu führen, dass beim Röntgenbild die Approximalräume überlagert werden, was wiederum die Kariesdiagnostik erschwert. Generell problematisch ist das Thema Zahnersatz. Wenn bei Kronen oder Brücken der Kronenrand subgingival endet, ist eine eindeutige Diagnose allein auf der Basis der Untersuchung durch den Behandler schwierig. Bei der Vorbereitung des Patienten zum Röntgen können bestimmte Eigenheiten eine Rolle spielen. Es gibt beispielsweise Menschen, die unter extrem starkem Würgereiz leiden. Dieser setzt bereits ein, wenn der Zahnarzt mit Hilfe des Spiegels die Zunge des Patienten in eine Position bringen möchte, die Aufnahmen im hinteren Mundbereich oder im Unterkiefer ermöglicht. Eine ebenfalls kritische Ausgangssituation liegt vor, wenn der Patient einen hohen Mundboden hat. Ist dies der Fall, drückt der für die Paralleltechnik der Bissflügelaufnahme unbedingt notwendige Halter, in dem der Film verankert ist, dem Betroffenen so in den Mundboden, dass dieser nicht zubeißen kann.
Sie haben die Röntgendiagnostik in Ihrer Praxis kürzlich von der Sensortechnik auf Speicherfolien umgestellt. Welche Vorteile versprechen Sie sich davon?
Zunächst einmal zeigen uns die Resonanzen unserer Patienten, dass diese Umstellung eine sinnvolle Entscheidung war. Die Speicherfolie ist schmäler und flexibler als der Sensor, was die Patienten als sehr angenehm empfinden – genau wie die Tatsache, dass beim Röntgen kein störendes Kabel mehr aus dem Mund herausragt. Wenn ein Praxisbetreiber seine Röntgendiagnostik erstmals von analog auf digital umstellt, ist die Umgewöhnung für die Mitarbeiter bei der Speicherfolientechnik einfacher. Das Personal ist mit der Handhabung von Filmformaten vertraut und muss sich deshalb nicht komplett neues Wissen aneignen. Hinzu kommen die auf der Hand liegenden Vorteile von digitalem Röntgen. Die Aufnahmen sind bearbeitbar, der Zahnarzt kann diese ausdrucken, vervielfältigen oder versenden, zum Beispiel bei Nachfragen eines Kieferchirurgen oder eines Überweisers. Nicht zu unterschätzen ist der Vorteil, der der Praxis dadurch entsteht, dass die beim analogen Röntgen erforderliche Entwickler-und Fixiererflüssigkeit nicht mehr entsorgt werden muss. Die damit verbundene Umweltproblematik entfällt. Relevant ist natürlich auch die kurze Entwicklungszeit im Vergleich zur analogen Röntgendiagnostik. Dies ist zum Beispiel wichtig, wenn eine Aufnahme während einer Operation gewährleisten soll, dass der Chirurg beim Eingriff keine Nachbarstrukturen gefährdet. Während eines Auffrischungskurses zum Thema bildgebende Diagnostik kommunizierte der Dozent, dass immer noch zwischen 40 und 50 Prozent der Zahnärzte analog röntgen. Ich selbst nutze die digitale Technik seit 15 Jahren und möchte die Vorteile nicht mehr missen – auch wenn ich nachvollziehen kann, dass mancher Kollege sich für eine solche Entscheidung wegen des Anschaffungspreises länger Zeit nimmt. Im Rahmen der fortschreitenden Digitalisierung der Zahnarztpraxen ergibt diese Maßnahme jedoch Sinn.
Bezüglich der Umstellung auf die Speicherfolien hat mich vor allem die Bildqualität der Aufnahmen überzeugt. Der Unterschied zu dem, was in diesem Punkt vor 15 Jahren möglich war, ist beachtlich. Bei problematischen Ausgangssituationen, wie oben beschrieben, kann ich auf dem Röntgenbild feinste Strukturen erkennen, was unter anderem auch einer zuverlässigen Kariesdiagnostik zugutekommt. Darüber hinaus erfordert diese Technik eine geringere Strahlendosis, denn die » Speicherfolie ist überaus empfindlich und benötigt deshalb weniger ionisierende Strahlung für die hochauflösende Darstellung der relevanten anatomischen Begebenheiten. Ein großer Vorteil gegenüber dem Sensor sind weiterhin die verschiedenen Formatgrößen der Speicherfolien. Damit erreicht der Behandler selbst schwer zugängliche Stellen im Patientenmund. Auch bei Röntgenaufnahmen bei Kindern und dem damit verbundenen eingeschränkten Platzangebot ist dies von Vorteil. Darüber hinaus bildet eine mit Hilfe eines Sensors erstellte Aufnahme höchstens zwei Zähne ab, während die Speicherfolie auch Aufnahmen von drei Zähnen ermöglicht. Zum Abschluss möchte ich noch einen praktischen Aspekt ansprechen: Die Speicherfolie ist wiederverwendbar und bleibt bei pfleglicher Behandlung lange funktionsfähig.
Vielen Dank für dieses Gespräch!